Wo Menschen miteinander arbeiten oder als Nachbarn nebeneinander leben, läuft es nicht immer reibungslos. Das ist normal, denn jede*r sieht die Welt durch die eigene Brille. Aber gerade Auseinandersetzungen bieten die Chance, den eigenen Blickwinkel zu erweitern.
Probleme werden zu Konflikten, wenn beispielsweise im Rahmen von Veränderungen die erforderliche Aufgaben-Umverteilung und gegenseitigen Erwartungen ungeklärt bleiben und “in den Untergrund” wandern. Je heftiger die dadurch ausgelösten Emotionen sind, desto mehr steigt das Konfliktpotential. Zusammenarbeit und Verständigung werden zunehmend schwieriger, sogar unmöglich: die sachliche Arbeit ist gestört, die Leistung sinkt, die Arbeitsatmosphäre ist massiv beeinträchtigt und die beteiligten Menschen leiden heftig.
Klärungshilfe ist ein eigenständiges Verfahren der Mediation und bringt die beteiligten Parteien in einen Dialog auf beiden Ebenen: über die sachlichen Aspekte und die emotionalen.
Ziel ist es, dass die Parteien mit professioneller Begleitung die strittigen Themen Schritt für Schritt ansprechen und Klarheit über das gewinnen, was sich zwischen ihnen an Ballast oder Sprengstoff entwickelt hat. Auf der Basis dieser Klarheit erarbeiten sich die Beteiligten dann Wege aus dem Konflikt und Lösungen die so belastbar sind, wie es die Beziehungen zulassen. Am Ende steht eine (möglichst schriftliche) Vereinbarung, in der die Teilnehmenden festhalten, wie sie in Zukunft miteinander umgehen wollen. Quasi als Nebenprodukt lernen sie, wie sie in Zukunft Schwieriges direkt miteinander an- und besprechen können.
Klärungshelfer und Mediator/innen handeln allparteilich, sind inhaltlich neutral, sorgen professionell für einen stringenten Prozess und unterstützen die Parteien sich über die schwierigen Themen zu verständigen.
Projektbeispiele aus meiner beruflichen Praxis
Konfliktmoderation Zwischen zwei Abteilungen einer Behörde eskaliert ein Konflikt: durch Aussagen in einer Veröffentlichung aus der einen Abteilung fühlen sich die Vertreter der anderen Abteilung massiv verletzt und in Ihrer Arbeit abgewertet. In einem moderierten Gespräch mit rund 40 Teilnehmenden gelingt es die Ursachen der Spannungen gemeinsam zu ergründen und gegenseitiges Verständnis für die Reaktion zu erzielen. In diesem Fall reicht es, einen strukturierten Dialog zu initiieren in dem jeder Gehör findet.
Mediation Um eine Klage vor Gericht abzuwenden, verhandeln Vertreter von Stadt, Betreibergesellschaft und Naturschutzverband, wie sich Baumaßnahmen an einem ökologisch sensiblen und ökonomisch bedeutsamen Veranstaltungsort abwickeln lassen. In der Runde sitzen neben den Hauptakteuren noch Gutachter, Rechtsanwälte, Vertreter unterschiedlicher Behörden sowie Politiker. In mehreren Sitzungen wird hart verhandelt, bis am Ende eine Vereinbarung steht.
Klärungshilfe In der Buchhaltungsabteilung einer Behörde wird ein neues Finanzsteuerungsverfahren eingeführt, das Mitarbeiter und Führungskräfte an den Rand der individuellen Fähigkeiten führt. Daraus entstehen Spannungen, später Konflikte. Jeder erlebt sich subjektiv als Opfer, wird zunehmend dünnhäutiger und verteidigt sich (hart) gegen Angriffe. Die Kommunikation beschränkt sich auf das allernotwendigste. Weil die Aufgabe gute Absprachen und eine enge Zusammenarbeit erfordert, initiiert die Behördenleitung einen Klärungsprozeß mit mehreren Klausurtagen. Es gelingt die Kränkungen zu thematisieren und anschließend eine Arbeitsteilung zu entwickeln, die sich wieder an den Aufgaben orientiert.